Mitarbeiter ernst nehmen...
Viele Mitarbeiter sind nicht zufrieden mit dem Führungsstil Ihres Vorgesetzten.
Immer wieder höre ich Vorwürfe wie diese:
- „ Mein Chef redet zu viel und hört mir nicht zu.“
- „ Er glaubt, er weiß alles besser.“
- „ Meine Vorgesetzte ist sehr autoritär und entscheidet alles im Alleingang“
- „ Unsere Vorgesetzte ist so sprunghaft, die Ziele wechseln ständig.“
Ob die Vorwürfe haltlos sind oder tatsächlich der Wahrheit entsprechen, möchte ich an dieser Stelle nicht behandeln.
Fakt ist jedoch, dass eine gefühlte Unzufriedenheit der Mitarbeiter vorhanden ist, mit der Sie sich als Führungskraft täglich auseinandersetzen müssen. Entweder dadurch, das Sie die Stimmung ignorieren und dabei unbewusst wahrnehmen oder aber sich proaktiv mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter beschäftigen.
Atmosphäre der Angst
In der Zeitung „DIE ZEIT“ vom 16.02.2017 findet sich hierzu im Wirtschaftsteil ein interessanter Artikel zu dem Thema "Die neuen Chefs."
Es wird eine Szene aus einem You Tube Video beschrieben, wie der ehemalige Chef von VW Martin Winterkorn auf der Automesse in Frankfurt, begleitet von einer Entourage, genervt am Lenkrad eines Hyundai ruckelt und ruft: „...da scheppert nix! BMW kann es nicht, wir können es nicht, warum kann es der?"
Auch als einer der Mitarbeiter erklärt, das sie bereits eine Lösung hatten, die aber wohl zu teuer war, wiederholt er seine Frage: Wieso kann der es?
Man mutmaßt, das diese Art von Führung auch dazu führte, das Ingenieure aus Furcht vor Winterkorns Zorn Abgasmessungen manipuliert und damit einen weltweiten Skandal ausgelöst haben. Das Klima der Angst hat dabei bestimmt eine nicht unwesentliche Rolle gespielt.
Weiter wird ausgeführt, dass die Mitarbeiter von heute auf Grund Ihrer antiautoritären Erziehung mehr mitreden und mitbestimmen möchten. Sie sind es also gewohnt über Aufgaben zu diskutieren und Befehle nicht einfach nur so auszuführen.
Der Verfasser des Artikels hat dafür einige Unternehmen aufgesucht, die verschiedene Führungsphilosophien haben.
Unternehmen ohne Führung
Unter anderem ein Start up, bei dem alle 20 Mitarbeiter selber Chef sind. Alle sind autonom und treffen weitestgehend ohne Absprachen Entscheidungen. Es erteilt also niemand Anweisungen. Stattdessen gibt es einen Mitarbeiter, der als Botschafter die Ergebnisse aus einer Abteilung (sie nennen sie Kreise) in die andere trägt. Zusätzlich gibt es einen Moderator, der die jeweils Verantwortlichen fragt, was sie von den anderen Mitarbeitern brauchen.
Da alle Mitarbeiter in gewaltfreier Kommunikation geschult sind, können sie ihre Bedürfnisse konkret äußern
Bisher hat dieses Prinzip funktioniert, die Firma ist erfolgreich.
Der Chef wird von den Mitarbeitern gewählt
Bei einem weiteren Unternehmen aus der Softwarebranche stellt sich jedes Jahr ein neuer Chef zu Wahl. Die Mitarbeiter entscheiden anhand von Inhalten, Zielen und Verbesserungsmaßnahmen welcher Kandidat sie am meisten überzeugt hat und wen Sie gerne zukünftig als Chef haben möchten.
Auch sonst setzt das Unternehmen auf Transparenz und Vertrauen: Dienstreisen müssen zum Beispiel nicht vom Chef unterzeichnet werden. Auch Gehälter und das Firmenbudget können offen eingesehen werden.
Dadurch, das viele Mitarbeiter mitreden wollen, dauern natürlich die Meetings auch länger, weil am Schluss alle hinter einer Entscheidung stehen sollen.
Als Autorität gut kommunizieren
In einem dritten Unternehmen mit fast 5000 Mitarbeitern findet sich ein Chef, der eher klassisch führt. Sein Credo lautet viel kommunizieren, sich sichtbar machen, zuhören und am Ende trotzdem das Heft in der Hand behalten und sagen, wo es lang geht.
Fazit des Artikels:
Eine gute Führungskraft sollte seinen Mitarbeitern gut zuhören, sie wahrnehmen und wertschätzen. Gleichzeitig sollte eine Führungskraft Verantwortung übernehmen und klare Entscheidungen auch nach außen vertreten können. Und nicht zuletzt sollte die Führungskraft erkennen, wann und an wen sie Verantwortung, Macht und Befugnisse delegieren kann, damit es sie nicht selber erdrückt.